Was ist eine toxische Beziehung?

14. März 2022

Was ist eine toxische Beziehung?


Was ist eigentlich eine toxische Beziehung? In diesem Beitrag erkläre ich, was es damit auf sich hat und wie ich mit einer Paartherapie weiterhelfen kann.
Was toxisch/giftig bedeutet, ist nicht mehr so klar definierbar, denn die Sprachverwendung hat sich erweitert: Mit dem Wort wird nicht mehr nur ein biologisch-medizinischer Vorgang beschrieben, sondern auch Menschen und Situationen.

Was ist eine toxische Beziehung?

Eine toxische Beziehung beschreibt Ehen und Partnerschaften, die uns keine Energie geben, sondern uns Energie rauben. Es sind Beziehungen, in denen ein Ungleichgewicht an Bedürfnissen und Fähigkeiten besteht. Eine Partnerschaft, in der wir überwiegend traurig und unzufrieden sind. Kurzum: Toxische Beziehungen sind Verbindungen zu Menschen, die uns unglücklich machen.

 

Toxische Beziehungen sind nicht von Anfang an toxisch. Es sind scheinbar normale Paare mit gegensätzlichen Eigenschaften und Bedürfnissen. Der eine von beiden leidet unter überhöhter Selbstliebe und der andere unter unterentwickelter Selbstliebe – Gegensätze, die sich am Anfang anziehen. Man nennt diese Paare auch Bewunderungspaare (Begriff definiert durch Martin Koschorke). Bei Bewunderungspaaren ist das Bewundert-Werden stark daran gebunden, dass der Partner den anderen – insgeheim oder offen – bewundert. Die Unterschiede zwischen den Partnern erscheinen meist starr und stark polarisiert. Einer scheint der Extrovertierte zu sein, der andere der Introvertierte. Eine Zeitlang sieht es bei diesen Paaren so aus, als ergänzten sich diese perfekt. Für Außenstehende scheinen sie eine glückliche Beziehung zu haben. Der Extrovertierte (in dem Fall ein Narzisst) lebt nach außen hin Größe und Grandiosität, Selbstbewunderung, Selbstbestätigung und Selbstsicherheit. Der Introvertierte lebt durch diese Eigenschaften all die Dinge mit. Bezahlen muss er, indem er seinen Partner aufwertet und sich entwertet und manchmal auch den heftigen Gefühlsausbrüchen des Narzissten unterwirft. Der Gegenpart lebt nach außen die Abhängigkeit und Unsicherheit, die Durchschnittlichkeit und Minderwertigkeitsgefühle, die der Narzisst bei sich niemals zulassen würde. Viele Paare kommen so über eine längere Zeit auf ihre Kosten. Nur: beginnt sich einer der Partner zu verändern (im meisten Fall der Bewunderer), fängt er an, die negativen Verhaltensweisen und Gefühle des Partners in Frage zu stellen, dann droht das Paar aus dem Gleichgewicht zu geraten. Das Paar steht an einem Scheideweg. Häufige Reaktion des Bewunderten ist ein Ausbruch existenzieller Wut und Panik. Der Narzisst ist von Bewunderung abhängig wie von einer Droge (Narzissmus). Seine Reaktion: Der/die ist total gegen mich! Er ist mein Feind. Die Folge dieser Reaktion können Hass und Wutausbrüche sein bis hin zu Rachereaktionen und verbaler sowie physischer Gewalt (typische Anzeichen einer toxischen Beziehung).

 

Wie kann eine Paartherapie helfen?

 

Eins vorweg: Ohne professionelle Hilfe geht es nicht!

Die Voraussetzung für eine gemeinsame Therapie ist, dass beide Partner die Veränderung wollen.

Ich als Paartherapeutin begleite solche Paare nicht allein mit Paarsitzungen, sondern ergänze diese mit Einzelsitzungen. Wichtiges und zentrales Thema in der Einzelarbeit der Klienten solcher toxischen Beziehungen ist die Glaubenssatzarbeit. Glaubenssätze sind Sätze, die wir seit frühester Kindheit verinnerlicht haben und daran „glauben“, dass sie wahr sind. Das können Zuschreibungen von (Un-)Fähigkeiten, Regeln, Ver- und Gebote, Bedeutungen, Sprichworte, Lebensweisheiten, Rollenbilder und Mythen sein. Insbesondere negative Glaubenssätze schränken unsere Entfaltung der Persönlichkeit stark ein. Sie führen dazu, dass wir uns inkompetent machen und blockieren damit unsere Ressourcen und Fähigkeiten. Lassen Sie mich das kurz am Beispiel aus der Praxis des Bewunderers erläutern: In frühester Kindheit wurde Frau L. von ihren Eltern eingeredet, dass sie sowieso nie einen Mann abbekommen kann. Sie sei viel zu schüchtern, hat kein Charisma, ist nicht attraktiv genug und Frauen gehorchen ihren Männern.  Auf diesen mehrfach wiederholten Aussagen in ihrer Kindheit bauten sich tiefe Glaubenssätze ins Unterbewusstsein auf. Einer davon ist: Ich bin nichts wert (Übrigens der häufigste Glaubenssatz meiner Klienten). Frau L. läuft nun seit ihrer Kindheit mit diesem Glaubenssatz durchs Leben: Ich bin nichts wert.  Dementsprechend handelt und verhält sie sich ihrer Umwelt gegenüber. Das Frau L. wie gerufen für den narzisstischen Herrn L. kam, brauche ich an der Stelle nicht zu erwähnen.

Ergänzend zur Glaubenssatzarbeit verwende ich Methoden zur Wertearbeit und Bedürfniserkennung. Der Aufbau eines stärkeren Selbstwertgefühles und die Änderungen der Wahrnehmung auf das Gegenübers sind wunderbare Techniken der systemischen Paartherapie, um toxischen Beziehungen zu helfen, aus ihrem Karussell rauszukommen. Auch wenn man sich für eine Trennung entscheidet, kann ich als Paartherapeutin diesen Prozess so begleiten, das sie in der Lage sind, wieder glückliche Beziehungen zu führen ohne Kritik und ohne ständigen Wechsel der Gefühle ihres Gegenübers.

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